Eine Lost Places Fototour in Polen
Bei unseren spannenden
Lost Places Fototouren zu Lost Places passiert es sehr oft das wir aus dem Staunen nicht mehr raus kommen.
Genauso erging es meinem Freund Phillipp und mir bei dieserm Industriedenkmal aus der Gründerzeit, das wir auf unserer Tour im Jahr 2015
in einer früheren Textilhochburg in Polen entdeckt haben.
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| Kraftwerk aus der Gründerzeit |
Elektrizitätswerk aus der Gründerzeit
Das Elektrizitätswerk was ich heute besucht habe wurde im Jahre
1910 vom Ingenieur Alfred Frisch in der Jugendstil Bauweise erbaut und
diente für die Textilfabrik als Hauptenergiequelle. Die Architektur des
Turbinenraums ist mit abwechslungsreichen Konturen und großen Fenstern
erbaut. Die gesamte Inneneinrichtung besteht unter anderem aus
original Jugendstil- Fliesen, die heute noch existieren. Der
Detailreichtum ist unermesslich und ist hier fast überall zu entdecken.
Jedes Element ist mit großer Sorgfalt und Liebe zum Detail eingebaut.
Das Kraftwerk besteht aus zwei miteinander verbundenen Gebäuden, dem
Maschinenraum und dem Heizhaus.
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| Generator im Scheibler´s Kraftwerk |
Textilfabrik wurde nach dem 2 Weltkrieg verstaatlicht
Einige Tage nach der Befreiung von Łódź wurde die Produktion im Werk
wieder aufgenommen. Am 22. Januar 1945 startete die Besatzung der
Spinnerei die alten Maschinen. Möglich wurde dies durch die
Rohstoffreserven, die die deutschen Besatzer nicht aus der Stadt
schaffen konnten. Dank des enormen Einsatzes der Besatzung wurde in der
ersten Hälfte des Jahres 1945 etwa ein Drittel des bestehenden
Maschinenparks in Betrieb genommen. In den ersten Jahren nach dem Krieg
wurden in der Fabrik Baumwollprodukte hergestellt. In den 1950er Jahren
wurden künstliche und synthetische Rohstoffe verwendet. Das Sortiment
umfasste Bettwäsche, Leinen, Deko- und Bekleidungsstoffe. Alles wurde
aus ihnen genäht: von Decken, Mänteln und Kleidern über Schlafanzüge,
Tischdecken oder Servietten.
Eines der erfolgreichsten Textilunternehmen in Polen
Uniontex produzierte sowohl für den Binnenmarkt als auch für den
Export. Kurz nach dem Krieg gingen die meisten Produkte an die
Sowjetarmee und die polnische Armee. Schon bald wurden die Stoffe im
Westen verkauft. Neben Norwegen, Griechenland oder Kanada auch an
exotische Abnehmer wie Burma, Irak, Saudi-Arabien und Marokko. So wie
Uniontex das größte Unternehmen des Landes war, hatte es auch den
größten Anteil am Export von Baumwollprodukten und dieser überstieg
sogar die 20 % Marke.
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| Treppenhaus im Kraftwerk |
Im Juni 1987 besuchte Papst Pohannes Paul II. die Textilfabrik
Am 13. Juni 1987 traf sich Johannes Paul II. während seiner
Pilgerreise durch Polen mit den überwiegend weiblichen Mitarbeiterinnen
in der Uniontex-Fabrik. “Ich drücke meine Freude aus, dass ich heute in
Ihrer Stadt die große Welt der Arbeiter treffen kann, die – hier in Lodz
– eine überwiegend durch selbstbewußte Frauen bestimmt wird. Ich füge
hinzu, dass dies ein beispielloses Ereignis ist. Niemals während meiner
pastoralen Besuche in Italien oder anderen internationalen Ländern,
obwohl ich mich oft mit Arbeitern treffen, war ich noch in keinem Werk
in dem so viele Frauen arbeiten.”
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| Papst Johannes Paul der II. zu Besuch 1987 |
Nach 1989 kam der Niedergang und die Schließung auf Raten
Nach 1989 waren Uniontex und andere Textilunternehmen in Łódź auf
einem wettbewerbsintensiven Markt nicht mehr konkurrenzfähig. Die
Produktion ging zurück und die Schulden des Unternehmens stiegen. Das
mittlerweile privatisierte Unternehmen begann Immobilien zu verkaufen.
1999 kaufte ein Investor die Weberei für 7,5 Mio. PLN. Er verkaufte es
später für 8 Millionen Dollar an den Lebensmittelkonzern Leclerc. Dort
sollte eigentlich ein SB-Warenhaus entstehen, aber die Investition wurde
nie realisiert. Das Industriedenkmal verwandelte sich schnell in einen
Lost Place.